garmisch-Partenkirchen
Die Geschichte der Partnachklamm
Die Magie spüren in der einzigartigen Natur
WISSENSWERTES ÜBER DIE KLAMM
Die Entstehung einer Klamm ist ebenso außergewöhnlich, wie sie hautnah zu erleben. Vor mehreren Millionen Jahren höhlten Schmelzwasser und Geröll das harte Felsgestein aus.
Was übrig blieb, ist eine enge Schlucht – die Partnachklamm in Garmisch-Partenkirchen.
Die im Jahr 1912 zum Naturdenkmal erklärte Klamm war jedoch nicht immer so zahm und nahbar. Im Jahr 1820 musste Josef Naus bei seiner Erstbesteigung der Zugspitze die
Klamm noch umgehen. Heute führen gleich zwei sichere Wege hindurch.
Und wenn du einmal dort bist, ziehen dich ihre wilden Wasserfälle, Stromschnellen und Gumpen in ihren Bann.
Vor der Eiszeit floss die Partnach noch im Tal des heutigen Ferchenbachs nach Osten, suchte sich einen Weg über Klais und Krün und mündete dort in die Isar. Geologen nehmen an, dass ein Riegel aus Muschelkalk bei Graseck damals den Weg ins Loisachtal versperrte – nur ein Rinnsal führte in die jetzige Richtung der Partnach. Mit der Zeit grub sich dieses Rinnsal tiefer in das Gestein ein und schuf ein vorgearbeitetes Bett, in das die Partnach brach und im Laufe von Jahrtausenden die Gesteinsschichten und die Form der heutigen Klamm entstehen ließ.
Der Partnachursprung liegt im Reintal, welches zu den schönsten Hochtälern der Nördlichen Kalkalpen zählt. Von hier aus führt die Partnach als natürlicher Abfluss des Schneeferners – dem Rest eines eiszeitlichen Gletschers auf dem Zugspitzplatt – ihr eisiges Wasser durch das romantische Reintal. Nachdem die Partnach die Reintalangerhütte passiert hat und noch bevor sie für einige Hundert Meter im „Steingerümpel“ einen unterirdischen Verlauf nimmt, stürzt sie im Partnachfall steil in die Tiefe. Bei der Bockhütte durchströmt sie die Hinter- und Mittelklamm, die jedoch beide nicht begehbar sind. Kurz vor dem Eintritt in die Partnachklamm bekommt sie noch kräftig Wasser.
Die Partnachklamm erhielt eine große wirtschaftliche Bedeutung, als die Waldrodung von Brenn- und Bauholz aus dem Ferchental, Reintal und Stuibengebiet durch die Freisinger Bischöfe erlaubt wurde und durch die Klamm ins Tal transportiert – getriftet – werden mussten.
Das Wasserholz, wie man es im Gegensatz zu dem mit Pferdeschlitten beförderten Bergholz nannte, wurde im Frühjahr getriftet, da der Wasserlauf durch die Schneeschmelze in dieser Zeit am stärksten ist. Zu diesem Zweck wurden die Baumstämme nach dem Fällen auf eine Länge von einem Meter gesägt, in die Partnach und den Ferchenbach geworfen und talwärts geschwemmt. Wenn sich die Stämme an den Felsen aufschoben oder sich ineinander verkeilten, mussten die Holzarbeiter unter Einsatz ihres Lebens die Holzstämme mit sogenannten Grieshaken wieder in Fahrt bringen. Dazu wurden sie auf einer Art Stuhl, der mit einem kleinen Dach gegen Steinschlag schützte, von ganz oben in die Klamm abgeseilt.
Weiter ging es für die Holzstämme in einen Seitenarm, der durch eine Schleuse am Holzofen an der oberen Partnachbrücke entstanden war und in eine teilweise unter Wasser stehenden Sandfläche mündete. Dort wurden die Stämme an Land gezogen, aufgestapelt und von den Forstbeamten aufgemessen.
Bis zum Beginn der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde diese schwere und gefährliche Arbeit durchgeführt. Danach wurden das Reintal und seine Nebentäler durch große Forststraßen erschlossen, auf denen die Holzstämme talwärts transportiert werden konnten. Heute erinnern nur mehr die Bezeichnungen „Triftstraße“ und „Am Holzofen“ an das Triften in der Partnachklamm sowie die „Kohlstattstraße“ an die am Triftplatz vorhanden gewesene Kohlstätte. Hier stellten Köhler in Meilern Holzkohle her.
Eine wirtschaftliche Nutzung der Partnach und ihrer alpinen Nebenläufe ganz anderer Art wurde übrigens 1949 ernsthaft in Erwägung gezogen. Damals entstand der Plan, am oberen Eingang zur Partnachklamm einen 110 Meter hohen Staudamm zu bauen, so dass aus dem gesamten vorderen Reintal und dem Ferchenbachtal ein riesiger Stausee entstanden wäre. In der Wildenau sollte dann ein Kraftwerk Elektrizität für die bayerische Stromversorgung produzieren. Gegen das Großprojekt gab es massiven Widerstand und es wurde nie realisiert.
Von 1910 bis 1912 erfolgte unter schwierigsten Bedingungen und großem finanziellen Aufwand die Erschließung der bis zu 80 Meter tiefen Partnachklamm für den Tourismus. Im wahrsten Sinne des Wortes Wegbereiter für die Erschließung war 1885 ein verheerender Windwurf in den Wäldern im Partnach- und Ferchental sowie im Schachengebiet oberhalb des Reintals. Damals gab es bereits erste Anstrengungen, Stege durch die unzugängliche Partnachklamm anzulegen, um das Triften zu erleichtern. 1886 konnte ein notdürftiger Durchgang geschaffen werden, indem Eisenträger in die steilen Felswände knapp oberhalb des Flusses angebracht wurden, die mit Holzbohlen belegt waren. Auf diesem Triftsteig standen die Holzarbeiter und lenkten mit ihren Grieshaken die durch die Klamm treibenden Stämme. Reste der ehemaligen Triftanlage sind heute noch zu erkennen. Bis dahin wurde der gefährliche Triftsteig hauptsächlich von Jägern und Forstarbeitern genutzt.
Im Zuge des ständig wachsenden Fremdenverkehrs entdeckten aber auch immer mehr waghalsige Touristen die Partnachklamm, weshalb sie 1912 als Naturdenkmal auch für Besucher erschlossen wurde. 1930 wurde sie auch im Winter begehbar und damit die sehenswerten Eisgebilde in der winterlichen Klamm zugänglich. Heute gehört die Partnachklamm zu den eindrucksvollsten Schluchten der bayerischen Alpen, die jedes Jahr mehr als 200.000 Besucher in ihren Bann zieht.
Am 01.06.1991 brachen ca. 5.000 m³ Gestein aus einer Felswand am südlichen Ende der Klamm und verklausten die bisherige Wegführung und den Wasserverlauf. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Durch den Felssturz entstand ein kleiner, natürlicher Stausee, und die Partnachklamm bahnte sich ihren Weg durch die riesigen Felsblöcke. Seit 1992 führt nun ein 108 m langer, in den Fels gesprengter Stollen an den Gesteinsmassen und dem Stausee vorbei und gibt durch Fenster den Blick auf dieses Naturereignis völlig gefahrlos frei.
Umfangreiche Baumaßnahmen machen die Partnachklamm für Besucher noch sicherer. So wurde eine bisher 67 Zentimeter breite Wegstelle auf 1,20 bzw. 1,40 Meter ausgebaut
und damit ein Nadelöhr für gegenläufige Besucherströme entschärft. Auch wurden Maßnahmen zur Felssicherung und zum Hochwasserschutz durchgeführt.
Notrufsäulen und insgesamt 26 weitere Leuchten sorgen zudem für ein attraktives Naturerlebnis unter hohem Sicherheitsstandard.
Im Jahr 2023 wurden im Rahmen eines Kooperationsprojekt mit der TU München an 8 sensiblen Felsbereichen sog. Bewegungssensoren, die Gesteinsbewegungen im Zehntelmillimeterbereich registrieren und dann sofort an verschiedene Empfänger senden, installiert. Darüber hinaus haben wir die bisherigen Seilgeländer mit Netzen zur Verbesserung Absturzsicherheit heuer verbessert.